Automatische Beleuchtung und Bewässerung bringen garantierten Erfolg beim Heimgärtnern. Wir haben sieben Indoor-Gärten von 35 bis 150 Euro getestet.
Smarte Indoor-Gärten versprechen frische Kräuter und Gemüse das ganze Jahr – egal ob für die Anzucht im anstehenden Frühjahr oder zur Zucht bis zur Ernte im Regal oder auf der Fensterbank. Die gute Nachricht: Alle Gärten kümmern sich nach der Einrichtung automatisch um die Aufzucht. Die schlechte Nachricht: Wirklich smart ist keines der Modelle.
TechStage hat insgesamt sieben Indoor-Gärten für den Vergleichstest gegenübergestellt. Neben dem Aerogarden Harvest (Testbericht), Bosch/Plantui Smartgrow 3 (Testbericht), Emsa Smart Garden 3 (Testbericht) und Prêt à Pousser Lilo (Testbericht) haben wir uns zwei besonders günstige Modelle namens Smart Indoor Herb Gardening Planter Kit und Indoor Plant Hydroponics Garden aus China angesehen. Zusätzlich haben wir den neuen Prêt à Pousser Lilo Connect mit App-Steuerung ausprobiert.
Wer einen Indoor-Garten lieber selbst bauen will, findet in unserem Beitrag: Smarter Garten im Eigenbau eine Anleitung. Diejenigen, die ihren Outdoor-Garten automatisiert bewässern möchten, finden im Beitrag: Automatische Bewässerung für Wohnzimmer, Balkon & Terrasse eine Übersicht an fertigen Lösungen. Wer lieber selbst basteln will, findet im Beitrag der Make (1/21) eine Anleitung zu einer Hydroponikanlage mit ESP32-Steuerung.
Smarte Gärten bestehen in der Basis aus einer Schale mit Wasserbehälter und LED-Beleuchtung. So haben Pflanzen genug Wasser und Licht für eine ganzjährige Aufzucht – soweit die Theorie. In der Praxis brauchen alle Indoor-Gärten aber menschliche Hilfe, und zwar bei der Bewässerung und beim Vergrößern des Abstands von Beleuchtung und Pflanze.
Die Gärten von Emsa, Prêt à Pousser und das China-Modell Herb Gardening Planter Kit haben keine Signalfunktion, wenn der Wasserstand zu niedrig ist. Sie arbeiten stattdessen mit einem Schwimmer oder einer Füllstandsanzeige und verzichten auf eine Wasserpumpe. Nachteil: Die Pflanzen stehen dauerhaft im Wasser; die Gefahr von Schimmel steigt – und damit auch das Risiko, dass die Pflanze eingeht. Bei Emsa und Prêt à Pousser ist uns beides passiert. Bei den China-Modellen haben die Pflanzen überlebt. Beim Hydroponics Garden ist zwar eine Pumpe eingebaut, die Pflanzen stehen aber dennoch dauerhaft im Wasser; die Pumpe verteilt das Wasser nur wie in einem Mini-Whirlpool.
Die Produkte von Aerogarden, Hydroponics Garden und Bosch beziehungsweise Plantui signalisieren mit einer blinkenden LED, wenn der Wasserstand zu niedrig ist. Das sorgt für Aufmerksamkeit. Vor allem beim Bosch ist ein zu niedriger Wasserstand unüberseh- und hörbar – die gesamte LED-Beleuchtung blinkt und die Wasserpumpe gurgelt laut.
Alle Indoor-Gärten setzen auf Vollspektrum-LEDs, um eine natürliche Beleuchtung zu erzielen und das Pflanzenwachstum zu beschleunigen. Zu Beginn der Aufzucht sind die LEDs beim Bosch, Hydroponics Garden und beiden Prêt-à-Pousser-Modellen rund drei Zentimeter über den Saatkapseln positioniert, beim Aerogarden und Emsa sind es sieben bis zehn Zentimeter. Die Beleuchtung des preiswerten Herb Gardening Planter Kits ist nicht höhenverstellbar und dauerhaft auf rund 30 Zentimeter Abstand positioniert.
Unser Test hat gezeigt, dass der unterschiedliche Abstand keine große Rolle spielt – selbst bei größerer Entfernung klappt das Wachstum wunderbar. Sobald die Pflanzen wachsen, müssen Nutzer den Abstand zur Beleuchtung allerdings vergrößern. Sonst drohen die jungen Kräuter und Gemüse direkt unter den hellen LEDs zu verbrennen.
Bosch und Emsa legen ihren Gärten Steckmodule bei, um den Abstand zu vergrößern. Nachteil: Die Steckmodule haben eine fixe Höhe. Harvest, Lilo, Lilo Connect und Hydroponics Garden bieten eine stufenlose Anpassung der Höhe. Bei den Lilo-Modellen schiebt sich die Beleuchtung entlang einer Schiene nach oben – das ist praktisch, aber nicht sonderlich gut verarbeitet. Beim Harvest und beim chinesischen Hydroponics Garden sind Teleskoparme integriert, die eine sehr einfache Höhenverstellung erlauben. Den größten Abstand zwischen Pflanzkasten und LED bietet der Emsa Smart Garden 3 mit maximal 33 Zentimetern. Beim Hydroponics Garden sind es 32 Zentimeter, beim Aerogarden 30, beim Herb Gardening Planter Kit 29 und bei Bosch sowie bei Prêt à Pousser 20. Somit bieten Aerogarden, Hydroponics Garden und Emsa den meisten Platz für das Pflanzenwachstum.
Die Beleuchtungszeit beträgt bei fast allen Modellen 16 Stunden pro Tag. Nur der Aerogarden bietet optional noch einen Zeitraum von 18 oder gar 24 Stunden an – letzteres empfiehlt sich für einen schnelleren Keimvorgang bis zum ersten Grün. Danach sollten Nutzer die Beleuchtungszeit reduzieren, um den Pflanzen Ruhe zu geben.
Alle Indoor-Gärten baut man in maximal vier Schritten auf. Die Prêt-à-Pousser-Modelle bestehen aus Bodenplatte, drei Pflanztöpfen, drei Schwimmern für Samenkapseln und einer Stange für Beleuchtung. Das Modell von Bosch setzt sich aus Wasserschale, einer Kombination aus Pflanzenhalterung und Wasserpumpe sowie der LED-Beleuchtung zusammen. Beim Aerogarden, Hydroponics Garden, Herb Gardening Planter Kit und Emsa geht der Aufbau am schnellsten: Hier gibt es nur zwei Komponenten, die zusammengehören. Beim Aerogarden kommen der Pflanzkasten mit der Beleuchtungseinheit auf die Bodenplatte, beim Emsa und den chinesischen Produkten das LED-Licht auf den Pflanzkübel. Anschließend sind die Indoor-Gärten einsatzbereit.
Die Samen zur Aufzucht befinden sich für Aerogarden, Bosch, Emsa und Prêt à Pousser in Pods genannten Kapseln. Der Einbau der Pflanzkapseln funktioniert bei allen vier Gärten gleich: Die Samenbehälter kommen in die vorgesehene Aussparung. Aerogarden, Bosch und Emsa setzen auf runde Pods, Prêt à Pousser auf längliche. Der Harvest von Aerogarden zieht sechs Pflanzen gleichzeitig auf, der Hydroponics Garden sieben; die anderen Geräte jeweils nur drei. Das ganz günstige Herb Gardening Planter Kit hat nur zwei Behälter für Pflanzen. In diesen können Nutzer aber auf einer Fläche von 9 Quadratzentimetern deutlich mehr Grün hervorbringen. Zum Vergleich: Bei den anderen Modellen haben die einzelnen Pods maximal 2 Zentimeter im Durchmesser.
Wer sich für einen der Gärten entscheidet, sollte bei den Folgekosten genau hinschauen. Denn die Kapseln der Hersteller kosten ordentlich. 4 bis 45 Euro kann man dafür ausgeben – ein Päckchen Samen aus dem Baumarkt liegt bei unter einem Euro. Bei Aerogarden und Emsa gibt es günstige Ersatz-Pods von Drittanbietern zur Pflanzenanzucht. Besonders günstig beim Thema Bepflanzung sind die China-Gärten: Dem Herb Gardening Planter Kit liegt Erde mit Nährstoffen bei, beim Hydroponics Garden sind es wiederverwendbare Schaumstoffkapseln und Nährstoffe in einer Flasche. Die Samen kauft man sich für wenig Geld im Baumarkt. Somit sind die Kosten für eine Bepflanzung oder Neubepflanzung hier am geringsten.
Alle Indoor-Gärten kommen ohne Sonnenlicht aus. Die Vollspektrum-LEDs reichen, um die Pflanzen zum Wachsen zu bringen. Dennoch schadet Sonnenlicht nicht, sondern beschleunigt das Pflanzenwachstum zusätzlich. Vor allem bei Tomaten oder Paprika empfiehlt sich die Kombination aus natürlichem und künstlichem Licht. Unser Tipp: Man sollte den Zyklus der künstlichen Beleuchtung an das Tageslicht anpassen. Ist es Tag, sollten auch die LEDs leuchten. Ist es dunkel, brauchen die Pflanzen ihre Nachtruhe.
Bei der Geschwindigkeit des Wachstums liegt im Praxistest der Emsa Smart Garden 3 ganz vorne. Er liefert schon nach zwei Tagen das erste Grün. Vergleichbar schnell ist das Herb Gardening Planter Kit mit ebenfalls 2 Tagen. Danach folgen Hydroponics Garden, Prêt à Pousser Lilo, Lilo Connect und Bosch mit vier bis sieben Tagen. Der Aerogarden braucht rund 14 Tage, um ein Pflänzchen hervorzubringen. Was lernen wir daraus? Heller ist nicht gleich schneller. Erntereif sind Kräuter und Salate bei allen Modellen nach gut 30 Tagen. Gemüse, etwa Tomaten oder Paprika, braucht deutlich länger. Hier darf man mitunter zwei bis drei Monate warten.
Jeder Indoor-Garten versorgt die Pflanzen mit Nährstoffen für einen gesamten Wachstumszyklus. Bei Emsa, Herb Gardening Planter Kit und den Prêt-à-Pousser-Modellen sind die Nährstoffe in der mitgelieferten Erde beziehungsweise den Pods integriert. Beim Bosch, Aerogarden und Hydroponics Garden ist die Pflanzennahrung separat in einer Flasche im Lieferumfang enthalten und wird ins Wasser gekippt. Einen Unterschied der beiden Methoden konnten wir in Hinblick auf das Pflanzenwachstum nicht feststellen. Wichtig bei den Nährstoffen fürs Wasser: Pflanzt man unterschiedliche Kräuter und Gemüse an, muss man auf das Mischverhältnis achten. Zu viel oder zu wenig Nahrung sorgt für eingeschränktes Wachstum.
Geschmacklich überzeugen uns die Ergebnisse vom Aerogarden, Herb Gardening Planter Kit, Hydroponics Garden und vom Emsa. Das Basilikum dieser Modelle schmeckt sehr intensiv. Beim Lilo ist der Geschmack ausreichend ausgeprägt, das Bosch-Basilikum schmeckt nach wässriger Holland-Gurke.
Richtig smart ist kein Indoor-Garten, auch wenn die Hersteller gerne mit dem Wort werben. Bosch, Emsa und Prêt à Pousser beim Lilo der ersten Generation haben zwar eine kostenlose App zu Ihren Produkten, die ist aber nicht mit dem Gerät verbunden, sondern liefert nur Tipps zur Pflanzenzucht. Etwa sagt die App des Lilo, dass man die Blüten der Tomatenpflanze streicheln muss, um eine künstliche Bestäubung durchzuführen. Jeder, der fähig ist im Internet zu suchen oder gar ein Buch über Gartenarbeit hat, findet diese Informationen auch dort. So eine reine Info-App hätten sich die Hersteller sparen können.
Meldungen wie „deine Pflanzen müssen gegossen werden“ via Alexa oder Push-Meldung gibt es nicht. Der Aerogarden Harvest und die China-Modelle verzichten komplett auf eine App. Dennoch ist der Aerogarden deutlich intelligenter als die Produkte des Wettbewerbs. Zwei verschiedene Benachrichtigungs-LEDs leuchten am Aerogarden, wenn der Wasserstand zu gering ist oder Nährstoffe fehlen. Eine Warnung, dass die Pflanzen zu nah an der LED-Beleuchtung sind, bietet leider kein Modell. Hier muss man schon zum 300 Euro teuren Smartgrow 6 von Bosch greifen. Der größere Bruder des von uns getesteten Smartgrow 3 (Testbericht) ist das einzige Modell, das diese Funktion anbietet.
Und dann gibt es da noch die Neuauflage des Prêt à Pousser Lilo, den Lilo Connect. Er bietet in der Basis die gleiche App wie sein Vorgänger, lässt sich jedoch zusätzlich per Bluetooth-Anbindung mit dem Smartphone steuern. Damit passen Nutzer die Beleuchtungsdauer und -intensität den Bedürfnissen der jeweiligen Pflanzen an. Das ist ganz nett, bietet aber kaum Mehrwert. Denn die Bluetooth-Verbindung klappt nur über wenige Meter und die gleichen Einstellungen kann man auch direkt am Lilo Connect vornehmen; im Vergleich zum Vorgänger hat dieser nämlich nun eine Steuereinheit mit drei Knöpfen. Für dieses Feature verlangt der Hersteller 130 statt 100 Euro, ein Aufpreis, der sich aus unserer Sicht nicht lohnt.
Indoor-Gärten gibt es ab 35 Euro. Im mittleren Preissegment, also um die 100 Euro, liegen der Prêt à Pousser Lilo und der Aerogarden Harvest. Die teuersten Modelle sind der Bosch/Plantui Smartgarden 3 und der Prêt à Pousser Lilo Connect mit jeweils rund 130 Euro. Wer auf vermeintlich smarte Funktionen verzichten kann und sich zumutet regelmäßig eigenständig den Wasserstand zu prüfen, bekommt „dumme“ Indoor-Gärten bereits ab 35 Euro. Die bieten Beleuchtung und Wassertank. Das reicht für die Aufzucht vollkommen. Hier reicht schon das Herb Gardening Planter Kit für 35 Euro. Wer mehrere verschiedene Pflanzen ziehen will, kann sich den Hydroponics Garden für 52 Euro mit Gutschein-Code BGGrow216 ansehen. Die Markenprodukte starten ab 80 Euro, wie unsere Produktübersicht zeigt. Der von uns getestete Aerogarden Harvest ist allerdings nicht mehr im Handel erhältlich. Ein paar Modelle gibt es noch für 108 Euro wie unser Preisvergleich zeigt. Für ihn rückt der Nachfolger Harvest Elite nach, der technisch das Gleiche bietet, aber nun in Edelstahlverkleidung zum Käufer kommt. Via Amazon zahlt man etwa 147 Euro für das Modell.
Smarte Indoor-Gärten sind nicht intelligent. Ja, die Modelle beleuchten nach dem Zeitschaltuhr-Prinzip und ja, einige wie der Harvest oder der Smartgrow 3 bewässern per Pumpe. Mehr Intelligenz haben die Hersteller den Gärten nicht geschenkt. Selbst der neue Lilo Connect bietet mit der Bluetooth-Fernsteuerung der Beleuchtung keinen Mehrwert. Vielmehr kauft man sich einen Mix aus Aquarium und Nespresso-Marketingstrategie. Der leuchtende Pflanzkasten ist nett anzusehen und suggeriert das Gefühl, etwas Gesundes und Nachhaltiges zu machen. Gleichzeitig wollen die Hersteller die Pods gerne verkaufen und nehmen dafür ordentliche Preise – 5, 10 oder 25 Euro für Gemüse & Co. sind ganz normal. Mit Pods oder Quellkapseln von Drittanbietern kann man immerhin beim Emsa Smart Garden 3 (Testbericht) und beim Aerogarden Harvest (Testbericht) ordentlich Geld sparen. Besonders günstig sind die chinesischen No-Names für 35 beziehungsweise 54 Euro. Hier kauft sich der Nutzer einfach Samen im Baumarkt und sät sie dann im Kasten.
Wer mehrmals in der Woche frisches Gemüse oder Kräuter will, sollte sich so einen Garten nicht zulegen. Wer hingegen saisonunabhängig anpflanzen will, die Indoor-Gärten nur zur Aufzucht nimmt, einen Eye-Catcher fürs Büro sucht oder gemeinsam mit dem Nachwuchs die ersten Erfahrungen des Gärtnerns vermitteln will, ist hier gut aufgehoben.
Alle getesteten Modelle eignen sich optimal zur Aufzucht. Die geringste Arbeit hat man mit Aerogarden und Bosch. Die Gärten der beiden Hersteller sorgen mit Ihrer täglichen Bewässerung für schönes und kräftiges Wachstum.
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